Für die Beschäftigten können durch Flex-Office erhebliche Nachteile entstehen

Rede zum Antrag „Einrichtung von Flex-Office Arbeitsplätzen“ vonGrünen, CDU und Volt in der Stavo am 20.06.2024

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir sind nicht einverstanden mit der unkritischen Formulierung des Auftrags, den die Koalition ihrem Magistrat mit diesem Antrag geben will.

Es werden nur die Vorteile der hybriden Arbeit beschrieben. Für eine unvoreingenommene Prüfung müssen aber auch die Risiken und Nachteile betrachtet werden.

Zuerst ist es uns wichtig, dass wir uns darauf einigen, wie die Heimarbeit gestaltet wird. Das gehört zu einem Auftrag an den Magistrat dazu.

In beengten Räumlichkeiten lässt es sich, gerade wenn auch Kinder im Haus sind, nicht gut und konzentriert arbeiten. Ist es für uns in Ordnung, wenn Kolleginnen oder Kollegen regelmäßig ihr Notebook auf dem Küchentisch aufklappen müssen? Wenn hybride Arbeit einen Büroarbeitsplätze ersetzt, muss sie im Einklang mit dem Gesundheits- und Arbeitsschutz stehen. Außerdem muss die Stadt die Kosten für die Ausstattung der Heimarbeitsplätze übernehmen. Das gibt die momentane Fassung der Dienstvereinbarung zum flexiblen Arbeiten nicht her. Sie muss bezüglich der Arbeitsplatzgestaltung entsprechend ergänzt werden.

Hybride Arbeitsmodelle, im Volksmund auch Homeoffice genannt, bringen den Beschäftigten sicherlich große Vorteile, solange dies freiwillig ist und über die zeitliche Gestaltung selbst entschieden werden kann.

Durch die wesentliche Neuerung, die hier beantragt wird, nämlich das Flex-Office, kommt nun aber das Interesse des Arbeitgebers hinzu, Kosten für Büroräume einzusparen. Aus dem Angebot, einen Teil der Arbeit von zu Hause aus zu leisten, wird eine mehr oder weniger strenge Verpflichtung. Die zeitliche Flexibilität für die Beschäftigten wird aufgehoben, und die Möglichkeit zur individuellen Gestaltung des Arbeitsplatzes entfällt je nach Modell teilweise oder komplett.

Die Gelegenheiten zur Pflege der sozialen Beziehungen im Büro und im Team und zur zufälligen „Kommunikation an der Kaffeemaschine“ werden schon durch Homeoffice weniger, ein Flex-Office Modell würde diesen Mangel noch verstärken.

Außerdem muss die Stadt beachten, dass viele Beschäftigte nicht über geeignete Wohnverhältnisse für hybride Arbeit verfügen. Wenn Flex-Office zum Standard wird, ohne dass klare Regeln für die Ausstattung der Arbeitsplätze definiert werden, dann müssen diese Kolleginnen und Kollegen regelmäßig unter Bedingungen arbeiten, die der Arbeitsschutz im Betrieb niemals zulassen würde. Von diesem Problem berichten Beschäftigtenvertreter der Telekom, die in Darmstadt zur Kostensenkung ein weitreichendes Flex-Office Modell eingeführt hat.

Und auch aus der Darmstädter Stadtverwaltung ist zu hören, dass die Beschäftigten um jeden Euro Unterstützung für die Ausstattung für die mobile Arbeit kämpfen müssen. Wir befürchten deshalb bei der Einführung von Flex-Office eine problematische Mentalität der Verantwortlichen bei der Stadt.

Ich fasse zusammen: Bei freiwilliger hybrider Arbeit überwiegt der Nutzen für die Beschäftigten. Die zusätzliche Kombination mit Flex-Office ist ausschließlich zum Vorteil der Arbeitgeberin, für die Beschäftigten können dadurch erhebliche Nachteile entstehen. Insofern ist Flex-Office eine win-lose-Situation für die Stadt auf der einen und die Belegschaft auf der anderen Seite.

Aus diesem Grund wollen wir, dass im Rahmen der Prüfung ein fundiertes Meinungsbild der Beschäftigten in den betroffenen Arbeitsbereichen eingeholt wird. Außerdem muss festgelegt werden, dass die Personalvertretung frühzeitig mit einbezogen wird. Das ist der wesentliche Inhalt unseres Änderungsantrags.

Wenn diese Vorgaben nicht mit aufgenommen werden, dann werden wir den Antrag der Koalition ablehnen müssen.

Vielen Dank

Antrag Einführung von Flex-Office Arbeitsplätzen
Änderungsantrag der Fraktion Die Linke